Zeitungsstapel vor hellem Hintergrund

Brücken zwischen Migrantenfamilien und Kinder-Einrichtungen


Kreis Bergstraße (kb). Vor einem Jahr hatte erneut die Maßnahme „Qualifizierung zur pädagogischen Mitarbeiterin als Zusatzkraft“, begonnen – initiiert von Neue Wege, dem kommunalen Jobcenter des Kreises Bergstraße. Das Projekt wird aus Mitteln des Landes Hessen über das Landesförderprogramm „Ausbildungs- und Qualifizierungsbudget“ finanziert und vom Bildungswerk der Hessischen Wirtschaft e. V. (BWHW) in Bensheim durchgeführt. Mit der Übergabe der Zertifikate durch Dr. Melanie Marysko, Betriebsleiterin von Neue Wege, fand der Kurs nun sein erfolgreiches Ende. „Wir wollen mit dieser Maßnahme vor allem Frauen mit Fluchthintergrund durch eine pädagogische Qualifizierung bei ihrer gesellschaftlichen und kulturellen Integration in Deutschland unterstützen und ihnen eine berufliche Perspektive im deutschen Bildungssystem eröffnen“, berichtet Gundra Simon, Teamleiterin Förderinstrumente bei Neue Wege.

Zwölf zugewanderte Frauen, die unter anderem aus ihren Heimatländern Syrien, Afghanistan, Iran, Irak, China, Pakistan und Somalia pädagogische Vorerfahrungen als Lehrerinnen, Erzieherinnen etc. mitbringen, wurden für eine pädagogische Tätigkeit in Deutschland qualifiziert. Wichtig war hier vor allem das Vertrautmachen mit dem deutschen Erziehungs- und Bildungssystem sowie mit Lerntheorien und -methoden, Inklusion und weiteren pädagogischen Themen. In der Qualifikation erworbenes Wissen und praktische Erfahrungen wurden stets vor dem Hintergrund der Erfahrungen und Ausbildungen aus dem Heimatland reflektiert. In diesem sehr lebendigen Kurs, geprägt vom Lernen miteinander und voneinander, standen nicht nur theoretische Inhalte, sondern auch praktische Erfahrungen im Mittelpunkt. „Die Hauptziele der Maßnahme waren neben der Verbesserung der Deutschkenntnisse, die stark fachbezogen ausgerichtet war, das Erlernen pädagogischen Wissens, das Erlangen praktischer Erfahrungen in pädagogischen Einrichtungen, das Bestehen der Abschlussprüfung sowie die Vermittlung in Arbeit“, so Dr. Wolf-Thorsten Saalfrank, Gülümser Arslan und Silke Kropp vom BWHW, die durch ihre Arbeit maßgeblich zum Erfolg des Projektes beitrugen. „Durch die Hospitationen in Kindergärten und Schulen wurden viele Kontakte in die Praxis geknüpft und so bereits für 50 Prozent der Teilnehmerinnen Anschlussbeschäftigungen gefunden.“

Norbert Schultze, zuständiger Teamleiter des Bildungswerks Bensheim, sieht viele Chancen für Erziehungs- und Bildungseinrichtungen im Raum Bergstraße, die durch eine Beschäftigung der Absolventinnen entstehen: „Gerade Frauen mit Migrationserfahrung und pädagogischer Kompetenz können in unserem Bildungssystem eine wichtige Brückenfunktion zwischen Migrantenfamilien und Einrichtungen erfüllen.“ Einen großen Einschnitt stellte, wie in vielen anderen Bereichen auch, die Coronapandemie dar, die immer wieder zu Neu- und Umorientierungen in der Maßnahme führte, gerade auch im Hinblick auf die Praxiserfahrungen in den beiden Hospitationen. In der Maßnahme wurden auch Lernorte außerhalb pädagogischer Einrichtungen angesprochen und in der Praxis erfahrbar gemacht. So planten die Teilnehmerinnen im Herbst einen Ausflug zum Wamboldter Sand, bei dem viele Möglichkeiten des Lernens in der Natur kennengelernt und erprobt wurden.

In einer Abschlussprüfung, in der die Frauen ein Thema ihrer Wahl präsentierten und Vertiefungsfragen beantworten mussten, konnten sie zeigen, was sie über das Jahr hinweg gelernt haben. Auf die Frage, wie sie den Kurs erlebt hatte, antwortete eine Teilnehmerin: „Wir haben viel gelernt, alle waren nett, der Unterricht hat Spaß gemacht und er war informativ. Es war ein schöner Kurs, wir waren wie eine Familie.“ Der nächste Kurs startet bereits im Dezember dieses Jahres.