Kreis Bergstraße (kb). Vor 15 Jahren begann im Kreis Bergstraße ein Modellprojekt, das für den Schutz von neugeborenen Kindern und ihren Familien schnell bundesweit Bedeutung gewann: „Keiner fällt durchs Netz“. Im Rahmen dieses Programmes können Eltern und Alleinerziehende mit besonderen Belastungen bis zu einem Jahr lang von Gesundheitsfachkräften begleitet werden. Das Angebot richtet sich an Familien mit verschiedenen Herausforderungen wie zum Beispiel einem jungen Lebensalter, psychischen Erkrankungen, gesundheitlichen Einschränkungen oder die einen Flucht- oder Migrationshintergrund haben.
Der Nutzen des Programmes, das der Kreis Bergstraße gemeinsam mit dem Kreis Offenbach und dem Saarland begann, ist durch Studien der begleitenden Universität Heidelberg wissenschaftlich belegt. So stellte der Initiator des Projektes und damalige Leiter des Institutes für Psychosomatische Kooperationsforschung und Familientherapie, Professor Dr. Manfred Cierpka, 2014 fest, dass die Unterstützung durch Familienhebammen zum Beispiel dazu beitragen kann, dass Mütter und Kinder innerhalb des ersten Jahres eine tragfähige Beziehung aufbauen können. So kann die Entwicklungsperspektive der Kinder deutlich verbessert und das Risiko einer Kindeswohlgefährdung gesenkt werden.
Wie sehr das Projekt im Kreis ein Vorreiter war, zeigt sich an der Änderung des Kinderschutzgesetzes 2012. Darin sind die „Netzwerke Frühe Hilfen“ als ein zentrales Element verankert und der flächendeckende Einsatz von Familienhebammen und vergleichbaren Gesundheitsfachkräften ist als unterstützendes Instrument ausdrücklich genannt. Durch die im Jahr 2012 entstandene Bundesinitiative (seit 2018 Bundesstiftung) „Frühe Hilfen“ ist deren Arbeit auch langfristig durch Bundesmittel zumindest partiell abgesichert. Jährlich fließen hier über die Landeskoordinierungsstellen Gelder in Höhe von 51 Millionen Euro vom Bund an Landkreise und kreisfreie Städte.
Im Kreis Bergstraße ist „Keiner fällt durchs Netz“ mittlerweile fester Bestandteil der Frühen Hilfen, dem Angebot des Kreises an Familien während der Schwangerschaft und nach der Geburt. 14 freiberufliche Gesundheitsfachkräfte – davon fünf Familienhebammen und neun Familien-Gesundheits- und Kinderkrankenpflegerinnen – begleiten im Kreis Familien. In den vergangenen drei Jahren wurden von ihnen durchschnittlich 90 bis 100 Familien pro Jahr betreut und jeweils rund 1000 Hausbesuche absolviert. Die Einsätze koordinieren von Seiten der Kreisverwaltung die beiden Sozialpädagoginnen Georgeta Ensinger und Sieglinde Weimar, die Teamleitung liegt bei Ulrich Schneider.
Diesen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern galt bei der Feier des 15-jährigen Jubiläums von „Keiner fällt durchs Netz“ der besondere Dank der Ersten Kreisbeigeordneten und Jugendamtsdezernentin Diana Stolz: „Sie alle sind mit einem Ziel unterwegs: dem Wohlergehen unserer Kinder. Und nichts hat mehr Bedeutung als das.“ Stolz erinnerte daran, dass Babys abhängig von ihren Eltern sind, und diese damit eine hohe Verantwortung tragen. „Familien, aber besonders diejenigen in schwierigen Lebenslagen, sollten die erforderliche Unterstützung erfahren, damit die Kinder in unserem Land gesund und behütet aufwachsen können“, so Stolz.