Kreis Bergstraße (kb). Steigende Preise für Wärme, Energie und Wasser belasten nicht nur private Haushalte, sondern auch Vereine. PV-Anlagen auf Vereinsheimen zu installieren, alte, auf fossilen Brennstoffen basierende Heizkessel auf moderne nachhaltige Wärmeerzeugung umzustellen oder die bereits in die Jahre gekommene Flutlichtanlage durch energieeffizientere LED-Strahler auszutauschen kann dabei helfen, Kosten zu senken. Darüber, welche Fördermöglichkeiten es für Vereine bei solchen klimafreundlichen Sanierungs- und Modernisierungsmaßnahmen gibt, informierte der Kreis Bergstraße vor Kurzem Bergsträßer Sportvereine im Rahmen einer digitalen Veranstaltung.
„Was haben Sie als Verein mit Klimaschutz zu tun?“ – Diese Frage stellte Corinna Simeth, Leiterin der Abteilung Grundsatz und Kreisentwicklung beim Kreis Bergstraße zu Beginn der Veranstaltung. Antwort: Eine ganze Menge. Denn: „Vereine sind eine Heimat für viele junge Leute und damit auch ein wichtiges Vorbild in Sachen Nachhaltigkeit. Darum: Modernisieren Sie Ihre Sportstätten für sich selbst und fürs Klima! Jeder noch so kleine Beitrag zählt“, so Simeth weiter und stellt den Anwesenden einen guten Überblick über den Förderdschungel sowie konkrete Anregungen in Ausblick.
Vielversprechend sei unter anderem die Förderung über die sogenannte Kommunalrichtlinie, die der Fördermittelberater des Kreises Bergstraße, Benjamin Frank, vorstellte. Viele Vereine wussten noch nicht, dass sie über die Kommunalrichtlinie Fördermittel erhalten können. Dabei ist diese extra zur Förderung von Klimaschutzprojekten im kommunalen Umfeld gedacht. Das bedeutet, dass nicht nur Kommunen, sondern auch Vereine oder Religionsgemeinschaften Fördermittel über die Kommunalrichtlinie beantragen können. Dabei gilt jedoch eine Mindestfördersumme von 5.000 Euro. Die Vereine haben allerdings die Möglichkeit, mehrere Maßnahmen gleichzeitig zu beantragen, um so die Förderschwelle zu erreichen. Das Kernziel der Förderung über die Kommunalrichtlinie ist die Einsparung von Treibhausgas-Emissionen. So müssen Vereine bei manchen Schwerpunktmaßnahmen Nachweise darüber erbringen, wie viele Treibhausgase sie mit der Modernisierung eingespart haben.
Bei der Informationsveranstaltung wurden auch noch weitere Förderprogramme vorgestellt. So informierte David Michael Näher von der KfW Bankengruppe über die Bundesförderung für effiziente Gebäude (BEG) und Sebastian Berger vom Hessischen Ministerium des Inneren und für Sport (HMdIS) über die Sportstättenförderung beim HMdIS. Außerdem stellte Mathias Trümner, Leiter des Referats VII „Dorf- und Regionalentwicklung, Landtourismus“ beim Hessischen Ministerium für Umwelt, Klimaschutz, Landwirtschaft und Verbraucherschutz die Fördermöglichkeiten für Sportvereine im Rahmen des EU-Strukturförderprogramms – Förderung des ländlichen Raumes vor. Darüber hinaus gibt es auch Förderungen direkt über den Kreis Bergstraße. Auf diese wies Steffen Maurer von der Abteilung Bürgerservice, Vereine und Kultur die Anwesenden hin. Seine Kollegin Barbara Meyer stellte zudem das neue Koordinierungszentrum Bürgerengagement (kurz KoBe) des Kreises Bergstraße kurz vor.
Wie ein Modernisierungsprojekt eines Sportvereins inklusive beantragter Fördermittel ablaufen kann, präsentierte Dr. Tobias Engert vom FC Ober-Abtsteinach (kurz FCO). Beim Projekt „Waste Field“ handelt es sich um ein Vorhaben zur Wiederverwertung von Materialien – insbesondere von Mikroplastik – in vorhandenen Kunstrasensystemen am Beispiel des FC Ober-Abtsteinach. Dank einer gut durchdachten und strukturierten Förderantragsstellung erhielt der FCO in Summe über 300.000 Euro Fördermittel. Auch andere Vereine könnten so viele Fördermittel erhalten, wenn sie sich vorab gut informieren und die Anträge für Fördermittel smart stellten, so Engerts Einschätzung.
Worin sich alle Vortragenden einig waren: Das A und O bei allen Förderanträgen, die gestellt werden, ist jedoch stets zu warten, bis der Zuwendungsbescheid für das jeweilige Projekt da ist. Denn fangen die Verein bereits vorher mit ihren Modernisierungsarbeiten oder Projekten an, kann es sein, dass sie keine Förderung mehr erhalten!
Ein Vortrag von Micha Jost und Georg Schumacher von der Energiegenossenschaft Starkenburg rundete den Abend ab. Die beiden stellten Best Practice Beispiele von PV-Anlagen vor, die die Energiegenossenschaft in Kooperationen mit Bergsträßer Vereinen auf deren Turnhallen- oder Vereinsheimdächern installiert haben. Dabei bietet die Energiegenossenschaft ihren Kooperationspartnern ein echtes Rundum-Sorglos-Paket an: Sie plant das Projekt, schreibt es aus und übernimmt zudem die Bauüberwachung. Auch Kosten entstehen den Vereinen bei dieser Variante keine.
Die Informationsveranstaltung für Vereine ist ein wichtiger Baustein der Maßnahme „Solarinitiative Vereine“ des integrierten Klimaschutzkonzepts des Kreises Bergstraße. Das Format kam bei den Beteiligten gut an und der Informationsbedarf ist weiterhin groß, sodass der Kreis Bergstraße weitere Angebote dieser Art plant. Da nicht alle Bergsträßer Vereine an der Informationsveranstaltung teilnehmen konnten, hat der Kreis Bergstraße die Vorträge aufgezeichnet und online zur Verfügung gestellt. Interessierte können sich die einzelnen Beiträge unter: https://bit.ly/3OzGvLI ansehen.