Kreis Bergstraße (kb). Wie kann die Integration von Geflüchteten und Zugewanderten im ländlichen Raum gut gelingen? Und wie können ihre Zukunftschancen speziell dort gestaltet werden? Um diese Fragen zu diskutieren, hatten Tanja Malko von der Stabsstelle Bildungskoordination für Neuzugewanderte der Kreisverwaltung und Deniz Inal von der Koordinationsstelle „Asyl – Ehrenamt“ der Caritas Bergstraße kürzlich zu einer Veranstaltung eingeladen. Sie stand unter dem Motto „Zukunft für Geflüchtete in ländlichen Regionen“.
Der Fokus der Veranstaltung lag auf der gleichnamigen Studie des Thünen-Instituts, einer Forschungseinrichtung, die sich mit der nachhaltigen Weiterentwicklung von ländlichen Räumen befasst. Dr. Johanna Fick vom Thünen-Institut, die die Projektleitung innehatte und Hanne Schneider von der Technischen Universität Chemnitz, die im Rahmen der Studie die Bedeutung der Zivilgesellschaft untersucht hat, beleuchteten auf der Veranstaltung Herausforderungen, die gerade bei der Integration Geflüchteter im ländlichen Raum auftreten und zeigten bereits umgesetzte Lösungsversuche. Weitere Informationen zur Studie gibt es im Internet unter https://www.gefluechtete-in-laendlichen-raeumen.de/
Einen Vorteil, den der ländliche Raum gegenüber Städten bei der Integration habe, so ein Fazit der Veranstaltung, sei, dass das ehrenamtliche Engagement hier in der Regel stärker ausgeprägt sei. Eine Beobachtung die der Hauptamtliche Kreisbeigeordnete Matthias Schimpf auch für den Kreis Bergstraße bestätigen kann. Der Einsatz von ehrenamtlich organisierten Menschen für Geflüchtete ist hier nach wie vor sehr hoch. „Viele Menschen sind müde und haben selbst Existenzängste, trotzdem wollten viele unbedingt helfen. Dabei geht es nicht nur darum, einmal eine Jacke abzugeben oder bei der Essensausgabe zu helfen, sondern strukturell nachhaltig etwas aufzubauen“, so Schimpf.
Geprägt war die Veranstaltung aber auch von der derzeit schwierigen Situation im Landkreis. So hat der Kreis Bergstraße im vergangenen Jahr rund 4000 Geflüchtete aufgenommen, fast doppelt so viele wie im Jahr 2015. „Wir müssen uns den schwierigen Rahmenbedingungen, die es derzeit gibt, stellen und erfolgreich sein,“ so Landrat Christian Engelhardt, „denn mangelnde Integration wäre, aus meiner Sicht, ein großes Problem für unsere Zukunft. Gleichzeitig sind die Bundesregierung sowie die Verantwortlichen in der EU in der Pflicht, dafür zu sorgen, dass Landkreise und Kommunen entlastet werden. Ansonsten reichen unsere Kapazitäten nicht mehr und die Integration droht zu scheitern.“
Im Rahmen der Veranstaltung fand auch eine Podiumsdiskussion mit dem Hauptamtlichen Kreisbeigeordneten Matthias Schimpf, dem Sachgebietsleiter Team Flüchtlinge und Spätaussiedler Daniel Maas, dem Abteilungsleiter des Ausländer- und Migrationsamts Adam Schütz, dem stellvertretenden Betriebsleiter des kommunalen Jobcenters Neue Wege Peter Schmiedel und der Direktorin des Caritasverbands Darmstadt e. V. Stefanie Rhein statt. Vor allem die Frage nach Wohnraum ist derzeit in der Kreisverwaltung akut. Die Corona-Pandemie hat in den vergangenen zwei Jahren zudem dazu geführt, dass die Durchführung persönlicher Beratungsgespräche und Begegnungen mit Ehrenamtlichen erschwert wurden. „Das alles mit reduziertem Personal zu schaffen, ist sehr, sehr herausfordernd und deswegen bin ich auch froh, dass auch heute wieder so viele da sind, die nicht müde werden, sich zu engagieren,“ sagte der Hauptamtliche Kreisbeigeordnete Matthias Schimpf.
Trotz aller Probleme und Hindernisse war ein Fazit der Veranstaltung, dass es wichtig ist, dass in regelmäßigen Abständen der Raum für Austausch und Evaluierung der derzeitigen Situation gegeben ist. Die Dokumentation mit dem Grußwort des Landrats, den Präsentationen der Referentinnen und der Podiumsdiskussion kann auf der Homepage der Bildungskoordination des Kreises eingesehen werden: https://www.kreis-bergstrasse.de/unser-buergerservice/auslaender-und-asyl/bildungsangebote-fuer-neuzugewanderte/bildungskoordination/dokumentation-zukunft-fuer-gefluechtete-in-laendlichen-raeumen/