Kreis Bergstraße (kb). Wie können Kinder und Jugendliche, deren Hilfebedarf so groß ist, dass sie Unterstützung aus mehreren Hilfesystemen benötigen, bestmöglich begleitet werden? Hierzu ist eine enge Zusammenarbeit zwischen zahlreichen Akteuren notwendig. So arbeiten das Jugendamt des Kreises Bergstraße, die Vitos Kinder- und Jugendklinik für psychische Gesundheit Riedstadt sowie das Staatliche Schulamt für den Landkreis Bergstraße und den Odenwaldkreis bereits seit Langem in diesen Fällen zusammen. Zum ersten Mal verstetigt und festgeschrieben wurde diese Zusammenarbeit durch eine Kooperationsvereinbarung im Jahr 2013. Diese Erfolgsgeschichte kann nun fortgeschrieben werden, denn die Kooperationsvereinbarung zwischen den Beteiligten wurde nun verlängert.
„Es ist wichtig, die bestehenden Hilfen der Kinder- und Jugendpsychiatrie sowie der Jugendhilfe im Kreis so aufeinander abzustimmen, dass Kindern und Jugendlichen mit einem komplexen Hilfebedarf und ihren Familien optimal geholfen werden kann. Durch die Kooperationsvereinbarung können wir das langfristig sicherstellen und verstetigen. Ich bin sehr froh, dass mit dem Staatlichen Schulamt auch ein Akteur mit an Bord ist, der die schulspezifische Sichtweise einbringt, so dass eine bestmögliche Beschulung der betroffenen Kinder und Jugendliche sichergestellt werden kann“, sagt der hauptamtliche Kreisbeigeordnete und für das Jugendamt zuständige Dezernent Matthias Schimpf.
Umgesetzt und weiterentwickelt wird die Kooperation in einer gemeinsamen Steuerungsgruppe, die sich mindestens zweimal im Jahr trifft. Für die Einzelfallarbeit finden institutionsübergreifende Fallkonferenzen statt, in denen gemeinsam mit den Kindern und Jugendlichen sowie deren Familien erörtert wird, wie sich die aktuelle Situation darstellt, Ziele festgelegt werden und gemeinsam überlegt wird, was unternommen werden muss, um diese zu erreichen.
„In den vergangenen Jahren hat sich die Kooperation zwischen den Institutionen der Kinder- und Jugendpsychiatrie, unserer Jugendhilfe und dem Schulamt kontinuierlich auf Augenhöhe entwickelt. Dabei sind die Herausforderungen durch die Auswirkungen der Flüchtlingskrise oder der Corona-Pandemie nicht weniger geworden. Begegnen können wir diesen Herausforderungen nur gemeinsam. Für die vertrauensvolle Zusammenarbeit bin ich unseren Kooperationspartnern sehr dankbar“, sagt der hauptamtliche Kreisbeigeordnete Matthias Schimpf.
Hintergrund:
Die Zusammenarbeit begann 1998 auf Initiative des damaligen Landesjugendamtes. Die Schwerpunkte der Zusammenarbeit lagen zunächst im Bereich der Frühen Hilfen und darin, verlässliche Strukturen und Angebotsformen, für die Betreuung und Therapie von Kindern- und Jugendlichen, aufzubauen. In erster Linie ging es insbesondere um die Kooperation mit der Vitos Kinder- und Jugendambulanz für psychische Gesundheit Heppenheim. Erste Erfolge dieser Kooperation zeigten sich zum Beispiel im Aufbau eines Netzwerks für Kinder mit ADHS, dem Vertreter aus der Kinder- und Jugendpsychiatrie, der Jugendhilfe, dem Schulamt, des Schulmedizinischen Dienstes, den Erziehungsberatungsstellen sowie niedergelassenen Kinderärzten, Psychiatern und Ergotherapeuten angehörten.
Ab 2009 wurden jährliche Fachtage, aus der Praxis für die Praxis mit dem Ziel, Grundlagen für die regionale Kooperation zu entwickeln und auszubauen, veranstaltet. 2013 erfolgte die feierliche Unterzeichnung der Kooperationsvereinbarung und die Vorstellung des Verfahrensablaufes der gemeinsamen Fallkonferenzen Jugendhilfe und Kinder- und Jugendpsychiatrie, im Kreis Bergstraße. Im Jahr 2016 erfolgte die regelhafte Einbindung des Schulamtes in die Steuerungsgruppe. Die Auswirkungen dieser Einbeziehung waren spätestens im Jahr 2018, beim Fachtag „Täglich Schule – wie geht das? – Gelungene Kooperation bei Schulabsentismus“ unter Einbezug des Schulamtes und der Schulen im Kreis Bergstraße spürbar.