Kreis Bergstraße (kb). Laut des Robert-Koch-Instituts (RKI) sind in Deutschland etwa zwei Drittel der Männer und über die Hälfte der Frauen übergewichtig. Bei rund einem Viertel der Erwachsenen liegt eine Adipositas vor. Auch bei Kindern und Jugendlichen verzeichnet sich ein Anstieg: 15 Prozent der 3- bis 17-Jährigen sind übergewichtig. Das ist ein Problem. Denn: Übergewicht und Adipositas (sehr starkes Übergewicht, Fettleibigkeit) verursachen viele Erkrankungen. Sie erhöhen unter anderem das Risiko für Diabetes mellitus, Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Leberzirrhose, Gelenkverschleiß und einige Krebsarten.
Um auf die Ursachen und Risiken von Übergewicht aufmerksam zu machen sowie die Präventionsarbeit zu verstärken, hat die Erste Kreisbeigeordnete und Gesundheitsdezernentin Angelika Beckenbach gemeinsam mit Experten des Kooperationspartners Kreiskrankenhaus Bergstraße kürzlich zu einem Pressegespräch eingeladen.
„Unser Ziel ist es, ein stärkeres Bewusstsein für die gesundheitlichen Risiken zu schaffen, die Übergewicht mit sich bringt. Dieser Wandel muss bereits im Kindesalter beginnen. Deshalb freue ich mich, dass wir gemeinsam mit unseren Kooperationspartnern unsere Präventionsarbeit auch in diesem Bereich weiter intensivieren können. Denn Prävention ist eine gemeinsame Aufgabe, die nur durch das Engagement vieler gelingen kann“, betont die Erste Kreisbeigeordnete und Gesundheitsdezernentin Angelika Beckenbach.
Bei dem Pressegespräch im Landratsamt präsentierten Prof. Dr. Phillip Knebel, Chefarzt der Allgemein- und Viszeralchirurgie am Kreiskrankenhaus Bergstraße (KKH) und Dr. Uwe Seitz, Chefarzt der Inneren Medizin und Gastroenterologie, ebenfalls am KKH, aktuelle Erkenntnisse zu Übergewicht und Adipositas. Beide Fachärzte unterstrichen die weitreichenden gesundheitlichen Folgen, die Adipositas mit sich bringt und stellten präventive sowie therapeutische Maßnahmen vor.
Demnach befänden sich viele Menschen, die an Übergewicht leiden, bereits in einer sogenannten „Stoffwechselfalle“, aus der es sehr schwer sei, ohne professionelle Hilfe herauszukommen. Hauptgründe für das steigende Übergewicht in der Bevölkerung seien unter anderem das Überangebot an ungesunden Lebensmitteln, mangelnde Bewegung und ablenkendes Verhalten beim Essen, etwa durch Smartphones oder Fernseher. Zudem würden ab dem 30. Lebensjahr jährlich etwa ein Prozent der Muskelmasse durch Fett ersetzt werden. Dies verstärke die Problematik zusätzlich.
Bereits bei Kindern zeigt sich ein ähnlicher Trend: Weniger Bewegung im Freien, ein zunehmender Konsum digitaler Medien und ungesundes Essverhalten in den Familien tragen zum steigenden Übergewicht bei. Eine gesunde Lebensweise müsse daher bereits innerhalb der Familie beginnen, beispielsweise durch das bewusste Zubereiten von Schulbroten oder gemeinsames Kochen.
Für Menschen, bei denen konservative Therapien wie eine Ernährungsumstellung und mehr Bewegung keinen ausreichenden Erfolg bringen, gibt es die Möglichkeit operativer Eingriffe. Dabei geht es laut Prof. Dr. Philip Knebel nicht um ästhetische Aspekte. Eine Operation sei immer der letzte Schritt und habe zum Ziel, gravierende gesundheitliche Folgen einer Adipositas zu verhindern. Zu den gängigen Operationsmethoden zählen der Schlauchmagen und der Magenbypass, die beide die Nahrungsaufnahme begrenzen und den Stoffwechsel positiv beeinflussen. Allerdings sei auch nach einer solchen Operation eine Lebensstiländerung unerlässlich, um langfristige Erfolge zu sichern.
Zudem werden Operationen zur Gewichtsreduktion lediglich unter klar definierten Richtlinien durchgeführt. Voraussetzung hierfür ist in der Regel ein hoher Body-Mass-Index (BMI) und das Scheitern konservativer Therapiemethoden. Für Kinder sind solche Eingriffe grundsätzlich ausgeschlossen.
Bereits seit einigen Jahren ist das Präventionsteam der Kreisverwaltung im Rahmen der YOLO-Days an Bergsträßer Schulen aktiv, um Kinder und Jugendliche frühzeitig für Gesundheitssthemen, wie gesunde Ernährung und Bewegung, zu sensibilisieren. Diese Maßnahmen sollen künftig noch intensiviert werden. Dabei geht es vor allem um die anschauliche Vermittlung von Gesundheitswissen. So kommt unter anderem der sogenannte „Zuckertisch“ zum Einsatz, der die Zuckermengen in beliebten Lebensmitteln wie Limonaden oder Süßigkeiten verdeutlicht.