Zeitungsstapel vor hellem Hintergrund

Gemeinsam für die Allerkleinsten


Kreis Bergstraße (kb). In Deutschland kommen laut des Bundesverbandes Das frühgeborene Kind e.V. jedes Jahr etwa 60.000 Kinder vor der vollendeten 37. Schwangerschaftswoche zur Welt. Demnach gilt eines von zehn als Frühgeborenes, auch „Frühchen“ genannt. Trotz aller medizinischen Fortschritte der letzten Jahrzehnte ergeben sich durch den Frühstart für das Kind und seine Familie einige Risiken und Probleme, die sich auch auf das spätere Leben auswirken können. Um hierauf noch stärker aufmerksam zu machen, findet am 17. November jährlich der Welt-Frühgeborenen-Tag statt. Auch der Ersten Kreisbeigeordneten und Gesundheitsdezernentin Angelika Beckenbach ist das Thema ein wichtiges Anliegen, weshalb sie kürzlich mit Expertinnen zu einem gemeinsamen Pressegespräch einlud. 

„Frühgeborene Kinder sind die größte Kinderpatientengruppe in Deutschland. Daher ist es umso wichtiger, dass auch wir unseren Beitrag dazu leisten, mit Hilfe von Aufklärung auf die Risiken und Probleme für Frühchen und ihre Familien aufmerksam zu machen. Deshalb vielen Dank an das Expertinnen-Team für diese wertvolle Zusammenarbeit“, betont die Erste Kreisbeigeordnete Angelika Beckenbach. Mit vor Ort waren die Chefärztin der Gynäkologie und Geburtshilfe am Kreiskrankenhaus Bergstraße, Dr. Cordula Müller, die Oberärztin an der Klinik für Neonatologie am Universitätsklinikum Heidelberg, Dr. Larissa Erb, Sieglinde Weimar und Georgeta Ensinger von den Frühen Hilfen vom Kreis Bergstraße sowie das Präventionsteam des Kreises Bergstraße. 

Die meisten frühgeborenen Kinder kommen zwischen der 32. und 37. Schwangerschaftswoche zur Welt. Etwa 9.000 Kinder werden bundesweit pro Jahr schon vor der 28. Woche geboren und wiegen dabei meist unter 1.500 Gramm. Knapp 1.000 Kinder wiegen bei ihrer Geburt weniger als 500 Gramm. Je kleiner ein Kind geboren wird, desto schlechter sind seine Überlebenschancen. So überlebt etwa ein Drittel der ab der 23. Schwangerschaftswoche Frühgeborenen nur mit schweren Komplikationen, circa ein Drittel überlebt nicht. 

Grundsätzlich gilt: Je früher und damit unreifer ein Kind geboren wird, desto geringer sind die Chancen für sein gesundes (Über)Leben. Vor allem die Extremfrühchen sind meist an der Grenze zur Lebensfähigkeit und benötigen intensivmedizinische sowie -pflegerische Versorgung. Dies erfolgt in der Regel in spezialisierten Behandlungszentren, sogenannten Perinatalzentren. 

Ein solches ist unter anderem am Universitätsklinikum Heidelberg angesiedelt. Hier arbeiten Ärztinnen und Ärzte aus den Fachbereichen der Gynäkologie und Anästhesiologie zusammen mit der Abteilung für Neonatologie der Kinderklinik. Das Zentrum kooperiert mit mehreren Geburtskliniken der Region um etwaige Transporte von Frühgeborenen zu vermeiden. Auch das Kreiskrankenhaus Bergstraße ist ein enger Partner des Universitätsklinikums Heidelberg und wird sowohl telemedizinisch, als auch vor Ort von den Mitarbeitenden des Perinatalzentrums unterstützt. 

Die meisten Frühgeborenen kommen als sogenannte „späte“ Frühchen nur einige Wochen vor dem errechneten Entbindungstermin zur Welt. Dennoch haben auch sie im Vergleich zu reif geborenen Kindern vermehrt mit Anpassungsproblemen und erhöhter Infektanfälligkeit zu kämpfen. Besonders häufig sind Lungenprobleme und ein unreifes Atemzentrum mit Atempausen. Zudem können Frühchen unter anderem durch ihren geringen Körperfettanteil nur sehr schlecht Wärme halten sowie Nahrung nicht verdauen. Diese Kinder liegen daher zunächst in einem Inkubator, in dem die Temperatur konstant gehalten werden kann. Sie werden in den ersten Tagen nach der Geburt in der Regel künstlich beatmet und ernährt. 

Worauf eine Frühgeburt letztendlich zurückzuführen ist, lässt sich nicht immer eindeutig bestimmen. Erkrankungen der Mutter wie etwa Bluthochdruck, Diabetes und Infektionen können das Risiko einer Frühgeburt erhöhen. Weitere Risikofaktoren, vor allem im Lebensstil, sind unter anderem der Konsum von Alkohol und Drogen, Rauchen, Über- und Untergewicht, schwere körperliche Arbeit sowie Dauerstress und psychische Belastungen. Eine regelmäßige Schwangerschaftsvorsorge und das Wissen um eine gesunde Schwangerschaft sind dabei wichtige präventive Maßnahmen, um eine Frühgeburt möglichst zu verhindern. 

Um die werdenden Eltern hierbei zu unterstützen, gibt es neben der gynäkologischen Betreuung auch psychosoziale Angebote. Dazu zählen unter anderem die Frühen Hilfen des Kreises Bergstraße. Das niedrigschwellige Bildungs-, Beratungs- und Unterstützungsangebot steht (werdenden) Eltern sowohl während als auch nach der Schwangerschaft zur Seite. Zu den Angeboten der Frühen Hilfen zählen unter anderem die Begleitung und Beratung der Familien durch Hausbesuche und Säuglingssprechstunden. 

Weitere Informationen zu den Unterstützungsangeboten des Kreises Bergstraße für Familien und Kinder gibt es unter hier.

 

Lfd. Nr. 292 / 2024