Kreis Bergstraße (kb). Die Bensheimer Beratungsstelle für Eltern, Kinder und Jugendliche des Kreises Bergstraße hat für das Jahr 2023 einen deutlichen Anstieg der Fallzahlen und Anmeldungen verzeichnet. Wie der aktuelle Jahresbericht zeigt, wurden im Jahr 2023 insgesamt 729 Kinder, Jugendliche und ihre Familien betreut – ein Anstieg um 15 Prozent im Vergleich zum Vorjahr (636 Klientinnen und Klienten in 2022). Die Zahl der Neu- und Wiederanmeldungen stieg sogar um 33 Prozent auf 523 (394 in 2022). Zurückzuführen ist der Anstieg unter anderem darauf, dass seit 2023 die Trennungs- und Scheidungsberatungen nicht mehr vom Jugendamt, sondern von der Beratungsstelle durchgeführt werden. Daher stieg die Zahl der Beratungen zum Thema Trennung und Scheidung um fast 10 Prozent. Gleichzeitig haben sich aber auch die iseF-Beratungen, also Beratungen durch auf Kinderschutz spezialisierte, insofern erfahrene Fachkräfte, von Kindertagesstätten im Vergleich zum Vorjahr beinahe verdoppelt (von 13 auf 25 Fälle).
„Wir erleben, dass die Herausforderungen für Familien immer komplexer werden. Umso wichtiger ist es, dass wir mit unserer Beratungsstelle ein niedrigschwelliges Angebot bieten, das den Menschen schnell und unbürokratisch zur Seite steht. Vielen Dank an das engagierte Team der Beratungsstelle“, erklärt die Erste Kreisbeigeordnete und für das Jugendamt zuständige Dezernentin Angelika Beckenbach.
Die häufigsten Themen der Beratungen waren neben Trennung und Scheidung (31 Prozent) emotionale Probleme des Kindes wie Angststörungen oder depressive Tendenzen (28 Prozent) und Erziehungsfragen der Eltern (24 Prozent). Vorschulkinder (3–5 Jahre) stellten die größte Gruppe der Klientinnen und Klienten der Beratungsstelle, gefolgt von Grundschulkindern (6–8 Jahre) und Jugendlichen (12–14 Jahre). Insgesamt stieg 2023 der Anteil angemeldeter Jungen um 4,34 Prozent. Der Anteil alleinerziehender Elternteile unter den Klienten stieg von 30 Prozent (2022) auf 35 Prozent.
Zunehmend mehr Familien benötigen auf die Beratung nachfolgende Hilfen, die Weiterverweisungen an Ehe- oder Schuldnerberatung oder Psychotherapie stiegen von 11 auf 16 Prozent. Ein zunehmendes Problem sind dabei lange Wartezeiten für weiterführende Hilfen bei Psychotherapeuten oder Kliniken. „Unsere Beratungsstelle wird immer häufiger zur Überbrückungsinstanz, da viele Familien auf andere Hilfsangebote lange warten müssen. Das verändert die Beratungstätigkeit erheblich“, so Hannah Güneş, die seit Mai 2024 Leiterin der Beratungsstelle ist. Die Beratungsstelle bietet dabei weiterhin schnelle Hilfe: 62 Prozent der Klienten erhielten ihr erstes Beratungsgespräch innerhalb eines Monats, 43 Prozent sogar innerhalb von zwei Wochen.
Um den steigenden Bedarfen gerecht zu werden, wurde das Team der Beratungsstelle Ende 2023 im Rahmen des neuen Gesetzes zur Stärkung für Kinder und Jugendliche (KJSG) um eine weitere vollzeitäquivalente Fachkraft erweitert. Insgesamt besteht das Team nun aus sieben beraterisch-therapeutischen Fachkräften (sechs Vollzeitäquivalente), einer Teamassistentin, einer Sozialpädagogin im Anerkennungsjahr sowie zwei Honorarmitarbeiterinnen.
Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter beraten im Einzugsbereich Bergstraße bei Erziehungs- und Familienfragen sowie bei Schwierigkeiten und Auffälligkeiten in der Entwicklung oder dem Verhalten von Kindern und Jugendlichen. Darüber hinaus begleiten sie bei sozialen und psychischen Problemen sowie bei Schwierigkeiten im Kindergarten und in der Schule. Alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Beratungsteams unterliegen dabei der Schweigepflicht und arbeiten streng vertraulich. Die Beratungsangebote können kostenlos in Anspruch genommen werden.
Die Sprechzeiten der Beratungsstelle in Bensheim sind montags bis freitags von 9 bis 12 Uhr und montags bis donnerstags zudem von 14 bis 16 Uhr sowie nach Vereinbarung (Telefon: 06251 – 84600). In dringenden Fällen werden nach telefonischer Voranmeldung umgehend Krisengespräche – ohne Berücksichtigung der Warteliste – angeboten.