Kreis Bergstraße (kb). Jedes Jahr erkranken in Deutschland etwa 6.250 Frauen an Krebs, der durch Humane Papillomviren (HPV) bedingt wird (Quelle: Paul-Ehrlich-Institut). Bei Männern gehen jährlich etwa 1.600 bis 2.300 Krebserkrankungen auf HPV-Infektionen zurück. Dazu zählen unter anderem Gebärmutterhals- und Analkrebs, aber auch Karzinome im Intimbereich sowie in der Mund-, Rachen- und Nasenschleimhaut. HPV-bedingte Krebserkrankung lassen sich bereits seit fast zwei Jahrzehnten durch eine gut verträgliche Impfung verhindern. Hierauf will der Welt-HPV-Tag aufmerksam machen, der jährlich am 04. März stattfindet. Denn: Die Impfquote in vielen Ländern immer noch gering.
Die Schutzimpfung gegen Humane Papillomviren wird von der Ständigen Impfkommission (STIKO) seit 2007 für Mädchen und seit 2018 für Jungen ab dem Alter von neun Jahren empfohlen. Bundesweit waren im Jahr 2023 laut des Robert-Koch-Instituts rund 54 Prozent der 15-jährigen Mädchen geimpft sowie 34 Prozent der gleichaltrigen Jungen. Im Kreis Bergstraße sind es rund 58 Prozent der Mädchen und 38 Prozent der Jungen. Diese Anteile sind für einen flächendeckenden Schutz nicht ausreichend, was die Notwendigkeit, die Impfraten zu erhöhen, unterstreicht. Deshalb startete der Kreis Bergstraße bereits 2015 ein Modellprojekt mit sechs Schulen, an denen niedergelassene Ärztinnen und Ärzte die Eltern bei Aufklärungsveranstaltungen über die Chancen und Risiken einer HPV-Impfung informierten. Danach bestand das freiwillige Angebot der Impfung direkt in den Schulen.
„Entscheidend für das Gelingen des HPV-Impfprogramms in unseren Schulen war eine breite Allianz aus Sozial- und Gesundheitsministerium, Kultusministerium, der Kassenärztlichen Vereinigung, der Landesärztekammer, dem Landratsamt, dem Schulamt, dem Bundesverband der Frauenärzte sowie dem Bundesverband der Kinder- und Jugendärzte, die das Programm von Anfang an engagiert unterstützt hatten“, betont die Erste Kreisbeigeordnete und Gesundheitsdezernentin Angelika Beckenbach. „Nur so konnte die erfolgreiche Umsetzung durch den Projektträger vor Ort, dem Gesundheitsnetz Rhein-Neckar-Dreieck e. V., ermöglich werden.“
Bis zur Corona-Pandemie nahmen im Kreis Bergstraße 23 Schulen an dem freiwilligen Impfangebot teil. Seit dem Ende der Pandemie wurde das Projekt vom Bergsträßer Gesundheitspräventionsteam und den Kooperationspartnern neu etabliert. „Unser Ziel ist es, gemeinsam mit unseren Kooperationspartnern unseren Beitrag zur Gesundheit der jungen Generation zu leisten. Denn Geimpfte sind keine Virenträger und können demnach keine anderen Menschen mehr infizieren,“ so die Erste Kreisbeigeordnete Angelika Beckenbach weiter.
Neben einem offenen HPV-Impfangebot ist ein weiterer entscheidender Schritt zur Akzeptanz eine umfangreiche Information sowie Aufklärung der Öffentlichkeit. Daher hatte das Präventionsteam des Kreises Bergstraße erst kürzlich gemeinsam mit dem Deutschen Krebsforschungszentrum (DKFZ), der Deutschen Krebshilfe, der Deutschen Krebsgesellschaft sowie der preventa Stiftung im Rhein-Neckar-Zentrum (RNZ) Viernheim die Wanderausstellung „HPV hat viele Gesichter“ gezeigt. Auch im Rahmen der regelmäßig stattfindenden YOLO-Days (von der Kreisverwaltung veranstaltete Gesundheitsaktionstag an Schulen) informiert der langjährige Kooperationspartner, die Lokalgruppe „Impf Dich“ der Uni Heidelberg, in interaktiven Lerneinheiten über Infektionskrankheiten, Immunologie und Impfungen. Ihr Ziel ist es, damit vor allem Jugendliche anzusprechen, die zeitnah vor ihrer ersten eigenen Impfentscheidung stehen werden.